
Autogrammkarten
Dellbrügge de Moll arbeiten seit den frühen 1990er Jahren an einer kontextbezogenen Kunst, die die Wechselwirkungen zwischen Öffentlichkeit, gebauter Umwelt und dem Zusammenleben untersucht. Historische Recherche, kritische Analyse, ortsspezifische Installationen und kooperative Ansätze bilden die Eckpfeiler ihrer engagierten Ästhetik. Ihr Umzug nach Berlin im Jahr 1988 markierte den Beginn ihres Engagements in der Kunstszene. Dieses reichte von der Herausgabe einer Kunstzeitschrift über die kuratorische Leitung des Projektraums des Deutschen Künstlerbundes bis hin zu künstlerischen Forschungsarbeiten zur Künstlermigration, zur Entwicklung von Siedlungsentwürfen für die alternde Künstlercommunity und zur Auseinandersetzung mit dem Staatsatelier des Nazibildhauers Arno Breker. Diese Forschungsprojekte mündeten in Ausstellungen, Mehrkanal-Videoarbeiten, öffentlichen Interventionen und Publikationen. Darüber hinaus übernahmen sie eine Gastprofessur an der Universität der Künste, wo sie zu Körper und Raum lehrten.
Den Paradigmenwechsel im Umgang mit dem öffentlichen Raum dokumentieren sie durch Situationen und kommunikative Versuchsanordnungen, die präzise auf spezifische Orte zugeschnitten sind (z.B. „Reconstructing Future“, München; „Der gute Ruf der Architekten“, Berlin; „Plano Piloto“, São Paulo). In diesen Kontexten kommen auch Schauspielerinnen und andere Akteure zum Einsatz.
Die gesellschaftliche Relevanz spiegelt sich auch in der Wahl der Materialien wider. Angesichts der Übernutzung natürlicher Ressourcen verwenden sie in bestimmten Kontexten Recyclingbeton, Abrissschutt und Müllverbrennungsschlacke und erschließen kontaminierten Hafenschlick als künstlerisches Material.
Zu ihren jüngsten architekturbezogenen Arbeiten zählen „DIE ARCHITEKTEN“ im Humboldt Forum Berlin und der geplante „KANZLERBUNGALOW“ für den Erweiterungsbau des Bundeskanzleramts in Berlin, der 2028 realisiert wird. Diese Projekte verdeutlichen ihr Anliegen, die Wechselwirkungen zwischen Architektur, Gesellschaft und urbaner Identität zu erforschen und kritisch zu reflektieren.
Mit ihrem Projekt „Bilderspeicher“ schlagen Dellbrügge de Moll aktuell ein neues Kapitel auf, das an ihre frühen, institutionsreflektierenden Arbeiten im Museum anknüpft und diese mit urbanen und medialen Bildwelten zu einem vielschichtigen Dialog verbindet.